Westerheider trifft… Elmar Westerbarkey

Verschiedene Dienstleistungen bietet die Initiative “AntiRost” für Seniorinnen und Senioren in Gütersloh an. Elmar Westerbarkey ist einer von neun Rentnern, die nicht nur handwerkliches leisten. Rolf Westerheider sprach mit ihm über das Angebotsspektrum und wem es zugute kommen soll.

Herr Westerbarkey, fangen wir mal beim Namen Ihrer Initiative an. Ein Anti-Rost-Mittel habe ich früher an alte Autos geschmiert um ihr Auseinanderbröseln zu verhindern. Bei wem oder was wollen wollen Sie den Rostansatz verhindern?

Bei uns selbst, wir sind rüstige Rentner und wollen lange noch keinen Rost ansetzen.

Das Spektrum Ihrer Hilfsangebote ist groß. Neben verschiedenster handwerklicher Kompetenzen bieten Sie auch zahlreiche lebenspraktische Hilfen an, die man früher von der Familie und den Nachbarn erwarten durfte. Können Sie das alles einlösen was Sie versprechen?

Unsere Mitglieder repräsentieren viele bekannte Berufe: Tischler, Elektriker, Dekorateur, Installateur, Maschinenbautechniker, Schlosser, Fliesenleger, Architekt, Sicherheitsexperte. Da die meisten von uns auch gerne basteln, kommen wir selten an Grenzen.

Lebenspraktische Hilfen ergeben sich aus unserer Bereitschaft zuzuhören und im Gespräch Anteilnahme zu zeigen. Für spezielle Fragen haben wir uns schulen lassen.

Wenn ich Sie bitten würde, sich um den verstopften Abfluss der Spüle in meiner Küche zu kümmern, wonach würden Sie sich erkundigen? Genauer gefragt: Welche Zielgruppe ist überhaupt berechtigt Ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Wir bieten über unsere Hilfetelefonnummer: 0 52 41 / 2 18 91 61 unsere Dienstleistungen Gütersloher Seniorinnen und Senioren an, die in ihrer Umgebung niemanden Mehr haben, der früher geholfen hat: das Kind, der verstorbene Partner, der Nachbar. Neben handwerklichen Arbeiten begleiten wir Senioren beim Arztbesuch, beim Behördengang, beim Ausfüllen von Anträgen oder Schreiben von Briefen.

Nehmen wir mal jene Dienstleistungsanteile, die eine handwerkliche Kompetenz voraussetzen. Als Beispiel: Ein Stuhl geht aus dem Leim und müsste neu zusammengesetzt werden. Dafür würde man einen Tischler rufen. Ist nicht der Tischler sauer, wenn Sie das jetzt machen?

Handwerkliche Kompetenz bringen wir ja aus unserer früheren beruflichen Tätigkeit mit. Wir erledigen kleine Arbeiten, für die man keinen Handwerker in Bewegung setzt. Für größere Arbeiten empfehlen wir ortsansässige Unternehmen. Das ist auch so mit der Handwerkskammer vereinbart. Eine echte Win/win Situation. Und: unsere Tätigkeit ist auch keine Schwarzarbeit, denn wir arbeiten ja ehrenamtlich, also ohne unsere Arbeitszeit zu berechnen. Nebenbei bemerkt sind wir auch versichert – gegen Unfälle und gegen Schäden, die bei unserer Tätigkeit entstehen können.

Viele Ihrer Angebote haben mit Sicherheit im Haushalt zu tun. Als Schwerpunkt ergibt sich in diesem Zusammenhang die Installation von Rauchmeldern. Warum ist das so wichtig?

Täglich sterben in Deutschland zwei Bürger qualvoll an Rauchvergiftung. Ziel ist es, bei Rauchentwicklung die Fluchtwege frei zu halten. Das ist besonders wichtig für ältere Menschen, die ja nicht mehr so flott auf den Beinen sind.

Alten Menschen fällt es schwer in der Welt der digitalen Technik zurechtzukommen. Nun können Sie doch nicht immer zugegen sein, wenn die richtige Taste an der Fernbedienung des Fernsehers nicht gefunden wird.

Häufig leisten wir Hilfestellung nach dem Kauf eines solchen Gerätes.Es muss eingerichtet und erste Schritte müssen erklärt werden. Beim Umgang mit dem PC stolpert man oft über Kleinigkeiten. Wir helfen hier besonders gern, weil es unterhaltsam und sinnvoll ist, wenn ältere Menschen ins Internet gehen, was immer einfacher wird.

Wie gehen Sie vor, wenn jemand nach Patientenverfügungen oder dem Aufstellen eines Testamentes fragt?

Wenn jemand danach fragt, ist schon die wichtigste Hürde genommen. Wir beraten nicht! Wir empfehlen den Senioren, eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht zu erstellen und sich hierbei beraten zu lassen und benennen kompetente, ehrenamtliche Fachleute.

Ich habe ein wenig Sorge, dass Ihre Bereitschaft zur Hilfe ausgenutzt werden könnte nach dem Motto: Die Anti-Rostler machen das schon und kostenlos ist das ja auch. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen in dieser Hinsicht?

Ausgesprochen gut! Wir haben keine Probleme damit. Beim ersten Anruf erkundigen wir uns natürlich nach fehlenden Hilfen im persönlichen Umfeld. Und wir müssen mit unserer Zeit haushalten. Wir werden in diesem Jahr vorraussichtlich zu 600 Einsätzen gerufen, das entspricht ca. 2.000 Stunden. Für jeden Besuch berechnen wir pauschal 5 € Aufwandsentschädigung, für Benzin, Telefon, Versicherung, Werkzeug usw.

Da es ja nicht um Geld geht, stellt sich die Frage: Was haben eigentlich diejenigen davon, die Rat und Hilfe leisten? Kommt etwas zurück?

Diese Frage beantworte ich besonders gern. Es macht uns Freude, die kleinen Probleme zu lösen, die für Senioren oft eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität bedeuten. Und die Freude hierüber, die zu uns rüberkommt, ist Motivation pur. Wir schätzen es auch, im Alter noch sinnvolle Tätigkeiten ausüben und unsere berufliche Erfahrung einsetzen zu können.

Und – unsere Gruppe ist inzwischen zu einem echten Freundeskreis geworden. Hierzu gehören auch unsere Ehefrauen, die gern bereit sind, mitzuhelfen, wenn z.B. eine Seniorin eine Hilfe benötigt, die besser von einer Frau geleistet wird.

Können Sie noch weitere Anti-Rostler einsetzen?

Ja. Wir sind immer offen für handwerklich geschickte jüngere Rentner, denn wir denken natürlich auch an die Zukunft von AntiRost.

Herr Westerbarkey, was Sie und Ihre Gruppe leisten ist aus meiner Sicht vorbildlich und nachahmenswert. Viel Erfolg beim weiteren Fortgang Ihrer Anti-Rost-Kampagne!

Menü